Buchauslese »Schlesenburg«

In seinem Debütroman »Schlesenburg« schreibt der deutsch-polnische Schriftsteller Paul Bokowski eine schlesischen Flüchtlingsfamilie im Jahr 1989, die in  der Sozialbausiedlung »Schlesenburg« in Westdeutschland lebt.

Die Sehnsucht nach der Heimat, die Nachwirkungen der Flucht auf das neue Leben in Deutschland und die Frage der Zugehörigkeit – das sind die großen Themen, die Bokowski mittels der verschiedenen Charaktere und deren ureigener, aber doch kollektiver Geschichte abarbeitet.

Berichtet wird aus der Perspektive des Sohnes der geflüchteten Eltern. Er erzählt von seiner Kindheit in der Schlesenburg retrospektiv als erwachsener Mann, wobei zwischen verschiedenen Situationen in der Vergangenheit hin- und her gesprungen wird. Damit erzeugt Bokowski zum einen Spannung, zum anderen wird später deutlich, dass der sprunghafte Erzählstil zur Charakteristik des Protagonisten dazugehört.

Zudem wird quasi ebenbei und doch präsent ein Ausblick auf die Zukunft der Familie offenbart, die sich in einem griechischem Restaurant an die Zeit in der Siedlung zurückerinnert.

Inhaltlich spielt Bokowski mit mehreren Handlungssträngen: das Leben der anderen Bewohner der Schlesenburg, das zeigt, wie viele mit den Gefühlen von Heimweh und Fremdsein zu kämpfen hatten.

Insbesondere das Verschwinden eines Freundes des Protagonisten und das Auftauchen der gleichaltrigen Bewohnerin Apolonia nehmen Einfluss auf seinen Alltag in der Schlesenburg.

Doch auch die Gefühle und Beschreibungen der Eltern finden Platz in dem Roman. Nach einem Brand in der Wohnung Nr. 11, bei dem Frau Galówka umkommt, soll Onkel Staszek dort einziehen. Doch dazu muss ihm erst einmal die Flucht nach Westdeutschland gelingen.

Bokowski fesselt mit seinem detailreichen, poetischen Schreibstil. Die Dialoge sind kurz, prägnant und an manchen Stellen kann und will Bokowoski offensichtlich mit pointiertem Humor leichte Brechungen erzeugen. Das Zusammenspiel zwischen Schreibstil und Anordnung der Rückblenden kreiert eine ambivalente Atmosphäre von Nostalgie und der Unwissenheit, welchem Ort diese gilt. Dabei wird eine Szenerie erschaffen, bei dem einem nichts anderes bleibt, als mitzufühlen. Gleichzeitig gibt Bokowski vielen Menschen, für die »Schlesenburg« in den 80ern Realität war, eine Geschichte und ein Gesicht.

So ist Bokowski ein authentischer und lesenswerter Debütroman gelungen, der Geschmack auf weitere Langtexte des Autors macht.

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