Es gibt Bücher, die sind so unterhaltsam, sprachgewaltig, einzigartig …, dass man ganz freiwillig und gerne Zuhause bleibt. Und so lange Lesungen abgesagt oder verschoben werden müssen, versorgen wir Sie an dieser Stelle einmal in der Woche mit einem persönlichen Buchtipp aus dem Literaturbüro OWL. Diese Woche hat Charlotte Tappmeier Yasmina Rezas »Glücklich die Glücklichen« aus dem Regal gezogen …
Ein Ehepaar im Supermarkt. Genauer gesagt: an der Käsetheke. Schweizer Käse oder lieber ein Morbier(?), fragt sich das Ehepaar. Eine Alltagsszene, wie sie – wortwörtlich – im Buche steht. Doch der Autorin Yasmina Reza gelingt es in Ihrem Roman ein noch so simples Bild des Alltags pathetisch auf erleben zu lassen. So entspringt dem falsch gekauften Käse eine regelrechte körperliche Auseinandersetzung auf dem Supermarkt-Parkplatz um die Autoschlüssel.
Im Roman werden 21 verschiedene Alltagsszenen – oder besser gesagt: Minidramen – beschrieben. Einen Erzähler gibt es nicht. Die Figuren der Geschichten berichten direkt eine Momentaufnahme ihres Alltags. Paare, Einzelgänger und Familien und irgendwie sind am Ende alle miteinander verbunden.
Das Glück, mit dem man im Titel direkt konfrontiert wird, ist zwar da, aber durchaus versteckt! Das Glück kommt nicht einfach, bloß, weil Karriere, Auto und Kinder gut gelungen sind. Das Glück hält sich im Roman an unerwarteten Orten und in nicht vorhersehbaren Situationen auf und ist manchmal so klein, dass man einfach hineinstolpert. So kann ein Glas Johannisbeersaft nach dem Zähneputzen echtes Glück sein.