Diese Woche blickt Sarah Bloch für den wöchentlichen Literaturtipp nach Israel, genauer gesagt zu Eshkol Nevos »Vier Häuser und eine Sehnsucht« …
Ein bisschen sonnenverblichen und gewellt sind die rund 400 Seiten voll bescheidenem Alltagsglück, die zwischen Ron Leshem, Zeruya Shalev und David Grossmann stehen. Eshkol Nevos Debüt »Vier Häuser und eine Sehnsucht« ist schon vor ein paar Jahren erschienen, stand 2005 auch auf der Shortlist des Sapir-Preises und gehört immer noch zu meinen absoluten Lieblingsbüchern.
Angesiedelt in der Zeit nach der Ermordung Yitzhak Rabins, in einem Jerusalemer Vorort nahe der Autobahn, erzählt Eshkol Nevo von vier Häusern und ihren Bewohner*innen. Da sind Noa und Amir, die gerade erst zusammengezogen sind, Moshe, der zum Missfallen seiner Frau Sima immer religiöser wird, oder Yotam, dessen Bruder gerade erst bei einem Militäreinsatz getötet wurde. Anders als auf dem Cover angekündigt, wird aber nicht »Ganz Israel in eine kleine, überfüllte, pulsierende Blase gepreßt«, beschrieben wird vielmehr ein zärtliches, lebendiges und manchmal auch lustiges Zusammenspiel und Nebeneinander unterschiedlicher Stimmen.
Im Mittelpunkt des Romans stehen Beziehungsfragen, Selbstzweifel und die Sehnsucht im eigenen Leben anzukommen. Jede der liebevoll und mit Respekt beschriebenen Figuren fügt dem bunten Kaleidoskop mit ihren kleinen und großen Gefühlen, Gedanken und Geschichten eine weitere Facette hinzu. Und leise schimmert hinter den zwischenmenschlichen Konflikten auch der gesellschaftliche Kontext – die gescheiterten Friedensverhandlungen und die wieder aufflammende Gewalt – hervor. »Vier Häuser und eine Sehnsucht« ist ein Buch über die »Befindlichkeit der israelischen Gesellschaft jener Tage« (Deutschlandfunk Kultur), vor allem aber ist es ein lebendig-leichtes Gesellschaftsporträt.