Zum Anlass ihres 50-jährigen Bestehens lädt die Lippische Gesellschaft für Kunst – gemeinsam mit dem Literaturbüro OWL, dem Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, der Hochschule für Musik Detmold und dem Kreis Lippe – zu einem »Kulturtalk« ein. Im Detmolder Sommertheater werden in einer musikalischen Lesung und einer hochkarätig besetzten Gesprächsrunde Fragen zu Kunstfreiheit und Demokratie verhandelt.
Die Initiative zu dieser Doppelveranstaltung geht zurück auf eine gesellschaftspolitische Entwicklung der setzten Jahre, die leider immer stärker wird: »Manchmal sind es anonyme Hassmails oder Mord und Bombendrohungen. Manchmal sind es Anfragen der AfD in Parlamenten, Stadträten und Kulturausschüssen, etwa zur Finanzierung einzelner Bühnen oder zu ihrer inhaltlichen Ausrichtung. Manchmal sind es Strafanzeigen, Störaktionen, Demonstrationen gegen Kunstprojekte oder Polemiken […] Die Akteure und ihre Mittel sind unterschiedlich. Was sie verbindet, ist die Aversion gegen ein weltoffenes, liberales Kulturleben und der Versuch, Kunstinstitutionen zu diskreditieren […] In der Ballung solcher Aktionen wird ein Muster erkennbar: Die Neue Rechte hat Kultur als Kampffeld entdeckt« (Einleitung der Recherche von ttt und der Süddeutschen Zeitung, August 2019).
Künstlerische Freiheiten für Kulturschaffende und Veranstalter*innen sind nicht nur nicht selbstverständlich, sondern verteidigenswert. Unter dem Titel »Kunstfreiheit – Messlatte für Demokratie? « diskutieren vor dem Hintergrund von Angriffen auf die Kultur von rechts Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Andreas Voßkuhle (Präsident des Bundesverfassungsgerichts a.D.), Klaus Staeck (Grafikdesigner und Jurist), Katharina Kreuzhage (Intendantin Theater Paderborn), Dr. Erik Bettermann (Intendant der Deutschen Welle a.D.) und Christiane Heuwinkel (Künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des Kunstforums Hermann Stenner). Es moderiert Ute Schäfer (Staatsministerin a.D.).
Die Schauspielerin Helene Grass liest thematisch passend aus Julian Barnes Roman »Lärm der Zeit«: Im Mai 1937 wartet ein Mann jede Nacht neben dem Fahrstuhl seiner Leningrader Wohnung darauf, dass Stalins Schergen kommen und ihn abholen. Es ist der Komponist Schostakowitsch, und er wartet am Lift, um seiner Familie den Anblick seiner Verhaftung zu ersparen. Im 2016 erschienen Roman von Julian Barnes wird das von Repressionen geprägte Leben im Faschismus in meisterhafter Knappheit dargestellt – ein großartiger Künstlerroman, der immer noch aktuell ist.
Korrespondierend zur Lesung spielen Anastasiia Tcaregorodtceva und Timur Hamidovic Osmanov (Studierende der Hochschule für Musik Detmold) die Sonate für Violoncello und Klavier Op. 40, dmoll (1934) von Dimitri Schostakowitsch.