Literaturbüro OWL

MACHT(ge)HABE

Texte über Herrschaft, Unterdrückung und Aufbegehren

Autoritäre Herrscher sind in erschreckend vielen Ländern immer noch und wieder an der Macht. Auch unter dem Deckmantel der Demokratie führen sie ein nahezu despotisches Regime nach ihren ganz eigenen Gesetzen. Kritische Stimmen werden – häufig mit allen Mitteln – zum Schweigen gebracht; die Repressionen treffen natürlich auch die Schriftsteller*innen.

Die Schauspieler*innen Felix Klare und Gabrielle Pietermann lesen Texte von Autor*innen aus Belarus, der Türkei und Kenia, die ihre Stimmen aus dem Exil heraus erheben, das Erlebte dokumentieren und zu Literatur formen. Die Lesungen werden von Harfenmusik umrahmt und akzentuiert. Helene Schütz interpretiert die gelesenen Texte mit den vielseitigen musikalischen Möglichkeiten der Harfe; die Sehnsucht nach Frieden, nach Freiheit und Harmonie wird ebenso hörbar wie Unterdrückung, Gewalt und Zerrissenheit.

In Sasha Filipenkos Roman »Der ehemalige Sohn« verunfallt der junge Franzisk auf dem Weg zu einem Rockkonzert und fällt ins Koma. Erst nach einem Jahrzehnt öffnet er wieder die Augen und erwacht in einem Land, das in der Zeit eingefroren scheint: Immer noch ist ein autoritärer Präsident an der Macht, die jungen Leute verlassen das Land und jeder Protest wird sogleich erstickt. Filipenko lässt in seinen Text reale Ereignisse und Gepflogenheiten aus Belarus einfließen, so dass mit »Der ehemalige Sohn« ein hellsichtiges, belarussisches Gesellschaftsporträt des 21. Jahrhunderts entstanden ist.

Im Nachhinein wirkt Aslı Erdoğans »Haus aus Stein« über das berüchtigte Folterzentrum Sansaryan Han prophetisch, denn nur wenige Jahre nach der Veröffentlichung wurde die Autorin aus politischen Gründen verhaftet und über Monate im Gefängnis festgehalten. »Haus aus Stein« ist ein symphonisch komponierter Roman über Gefangenschaft und den Verlust aller Sicherheiten. Ein Bewältigungsversuch einer Überwältigten, das Zeugnis der Begegnung mit willkürlicher Gewalt, brutaler Einsamkeit und radikaler Verlorenheit.

Der kenianische Schriftsteller Ngũgĩ wa Thiong’o zählt zu den wichtigsten Erzählern Afrikas. »Herr der Krähen« ist eine Satire auf den Prototypen des afrikanischen Despoten. Der Roman spielt in der fiktiven Freien Republik Aburiria, deren Herrscher von einer mysteriösen Krankheit überrascht wird: er bläht sich wie ein Ballon auf und hängt seither unter der Zimmerdecke. Kein Arzt kann ihm helfen, nur der ›Herr der Krähen‹. »Herr der Krähen« ist ein universeller Diktatorenroman, der sich, geschrieben in der Tradition des mündlichen Erzählens, trotz des schweren Themas durch seine erstaunliche Leichtigkeit auszeichnet.

Veranstaltungsort
Hechelei
Ravensberger Park 6
33607 Bielefeld
www.hechelei.de
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