Die Autorinnen Olga Grjasnowa und Elina Penner ermöglichen im Rahmen der Reihe »Wörterleuchten« Einblicke in ihre, aber auch in die Gefühlswelten anderer Menschen, die ihre Kindheit oder Jugend in einem postsowjetischen Land verbrachten und heute Teil unserer Gesellschaft sind. Eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen zwei Autorinnen, die sich gegenseitig zum Schreiben inspiriert und beeinflusst haben.
Olga Grjasnowa erzählt in ihrem Roman »Der verlorene Sohn« sprachmächtig von einem Kind, das zwischen zwei Kulturen und zwei Religionen steht und seine Identität finden muss. Und von der verheerenden Wirkung eines Krieges, in dem es keine Sieger geben kann. In Elina Penners Buch »Nachtbeeren« navigiert die junge Autorin mit schwarzem Humor und Selbstironie durch die Untiefen zwischen komplexer Selbstwahrnehmung und pauschalisierender Fremdwahrnehmung. Eigenwillig schlägt die Protagonistin eine Brücke in die neue Realität einer Migrationsgesellschaft, in der nicht die Selbstaufgabe durch Assimilation das Erfolgsrezept ist, sondern ein selbstbewusster Umgang mit dem Mitgebrachten, wie zum Beispiel dem Mennonitenplatt als Identitätssprache.
Die Werke der Autorinnen brillieren durch ein Dazwischen: zwischen Individualität und Kollektiv, zwischen zwei Kulturen, zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Die Lesung findet im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung »#Constructing Identity: Selbstbeschreibungen und Fremdwahrnehmungen Russlanddeutscher« des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte, Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE), Oldenburg und des Research Center for the History of Transformations (RECET), Universität Wien statt.