Der Schriftsteller Saša Stanišić ist ein Verfasser leuchtender Worte, Sätze und Geschichten. Im Kaiserhof Kino liest er aus seinem 2019 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Buch »Herkunft« und verrät, was für ihn die Faszination von Wolf Haas und dessen tintenschwarzem Humor ausmacht. Der Sprecher und Schauspieler Marc Ben Puch ist mit Auszügen aus Haas’ Kriminalroman »Silentium!« zu hören.
»Herkunft« ist ein Buch über ein Dorf, in dem nur noch dreizehn Menschen leben, ein Land, das es heute nicht mehr gibt, eine zersplitterte Familie, die die von Saša Stanišić ist. Es ist ein Buch über Heimaten, in seiner Erinnerung und seiner Erfindung. Ein Buch über Sprache und Scham, Ankommen und Zurechtkommen, Glück und Tod.
»Herkunft« liest sich wie ein Streifzug durch die Erinnerung: Auf der einen Seite die früheren und heutigen Begegnungen mit der Großmutter in Bosnien, die allmählich dement wird. Auf der anderen Seite das Ankommen in Heidelberg nach der Flucht aus Višegrad, die Utopie an der Aral-Tankstelle und der schulische und universitäre Werdegang mit dem ständigen Wissen, wie fragil und oft zufällig biografische Prägungen sind. Saša Stanišić’ »Fähigkeiten liegen darin, einzelne Momente hervorzuholen und sie fast märchenhaft aufscheinen zu lassen, und es gibt dabei glänzende sprachliche Verschiebungen und poetische Verrücktheiten«, urteilt Deutschlandfunk Kultur.
Saša Stanišić ist ein großer Bewunderer des österreichischen Schriftstellers Wolf Haas. An seinen Romanen, über die er sogar seine Magisterarbeit schrieb, schätzt er insbesondere den überragenden Humor und die wunderbaren Studien bestimmter sozialer Milieus. Marc Ben Puch liest aus Wolf Haas’ mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichneten Roman »Silentium!«. Der vierte Band um den lebensklugen Wiener Privatdetektiv Brenner führt ihn in ein Salzburger Knabeninternat, wo einst im Duschkeller befriedigte und inzwischen vertuschte Lust einen ehrwürdigen Bischofskandidaten um das ersehnte hohe Amt zu bringen droht. 23 Plastiktaschen mit zerstückelten Leichenteilen gefährden gar den Ruf der Festspielstadt.