Im Rahmen der Reihe »Wörterleuchten« ist der preisgekrönte Autor Dmitrij Kapitelman zu Gast im Forum für Natur und Kunst der Staff Stiftung. In einer Kombination aus Lesung und Gespräch präsentiert er seinen Roman »Russische Spezialitäten« eine bittersüße, gleichermaßen tragische wie komische und zugleich politische Erzählung über Familie, Identität und die (Un-)Möglichkeit von Verständigung in Zeiten alter und neuer Kriege.
Zwischen den Regalen eines russischen Lebensmittelladens in Leipzig entspinnt sich ein ebenso liebevoller wie schmerzhafter Blick auf das Miteinander von Generationen, Sprachen und Weltanschauungen. Eine Familie aus Kyjiw verkauft russische Spezialitäten in Leipzig: Wodka, Pelmeni, SIM-Karten, Matrosenshirts – und ein irgendwie osteuropäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Wobei, Letzteres ist seit dem russischen Überfall auf die Ukraine nicht mehr zu haben. Die Mutter steht an der Seite Putins. Und ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, aber auch keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Klug ist es nicht von ihm, mitten im Krieg in die Ukraine zurückzufahren. Aber was soll er tun, wenn es nun einmal keinen anderen Weg gibt, um Mama vom Faschismus und den irren russischen Fernsehlügen zurückzuholen? So wird die Geschichte zu einer packenden Spurensuche zwischen Frontlinie und Familiengeschichte.
»In ›Russische Spezialitäten‹ erforscht Dmitrij Kapitelman die Beziehung zu seinen Eltern, vor allem zur Mutter; die politischen Kräfte, auch jene in Deutschland, immer im Blick. Er tut dies verzweifelt und zugewandt; liebevoll und verständnislos. Was nach Schwere klingt, liest sich bei Kapitelman dennoch leicht. Weil er ein empathischer Beobachter und Erzähler ist. Weil er sich Worte, Sätze und Szenen ausdenkt, die von liebenswertem Sarkasmus und poetischer Luftigkeit getränkt sind.« (NDR Kultur)
