Staffellesung in Ostwestfalen-Lippe
»Text auf Raten« präsentiert Klassiker der (Welt)literatur in Ostwestfalen-Lippe. Lesungen aus großen literarischen Werken werden mit zeitgenössischen Rezeptionen auf die Bühne gebracht. In diesem Jahr steht Thomas Manns »Buddenbrooks« im Fokus.
Rate 1: Text und Film
Wie die millionenfach gelesenen »Buddenbrooks« in Serien und Filme umgesetzt wurden, zeigt die erste Rate. Im Kino Bad Driburg sind Auszüge aus verschiedenen Verfilmungen zu sehen und liefern einen kleinen Querschnitt der Filmgeschichte der »Buddenbrooks«. Die erste Verfilmung von 1923 war monochrom und stumm und auch der Kinofilm von 1959 lief noch als Schwarz-Weiß-Film über die Leinwände. 1979 wurden die »Buddenbrooks« in elf Teilen aufwendig fürs Fernsehen produziert und mit Heinrich Breloers Verfilmung von 2008 sind die »Buddenbrooks« trotz historischer Kulisse im 21. Jahrhundert angekommen.
Der Sprecher Andreas Ladwig liest Textsequenzen aus »Buddenbrooks« und spannt damit einen inhaltlichen Bogen zwischen den verschiedenen Filmauszügen. Der Filmquerschnitt bietet am ersten Abend einen einführenden Überblick zum Werk.
Rate 2: Text und Musik
15. September 2021, Buchhandlung Blume, Oerlinghausen
Rate 3: Text und Theater
16. September 2021, Bunker Ulmenwall, Bielefeld
Rate 4: Text und Kulinarik
17. September 2021, Restaurant Appelbaum, Gütersloh
Die Buddenbrooks auf Reisen in OWL
An vier aufeinanderfolgenden Abenden werden an vier unterschiedlichen Orten die »Buddenbrooks« von Künstler*innen vielfältig interpretiert. Als roter Faden ziehen sich die Lesungen aus dem Originaltext durch die Veranstaltungsreihe, sie korrespondieren mit Musik, Film, Tanz oder kulinarischem Genuss. Natürlich kann »Text auf Raten« den umfangreichen Text nicht in Gänze zu Gehör bringen, ausgewählte Sequenzen vermitteln jedoch unterschiedliche Perspektiven des Werkes, so dass ein leichtfüßiger Gesamteindruck entsteht.
Rainer Maria Rilke war sich nach der Lektüre der Buddenbrooks gewiss: »Man wird sich diesen Namen unbedingt notieren müssen.« Denn für Rilke vereint Thomas Manns Roman über den Verfall der Patrizierfamilie Johann Buddenbrook die Kunst des Chronisten und die des Dichters so kunstvoll, dass man »die beiden gewichtigen Bände Seite für Seite mit Aufmerksamkeit und Spannung liest ohne zu ermüden, ohne etwas zu überschlagen, ohne das geringste Zeichen von Ungeduld oder Eile.« Geteilt wurde diese Begeisterung von zahlreichen Leser*innen ebenso wie vom Nobelpreiskomitee, das Thomas Mann 1929 den Nobelpreis für Literatur für die »Buddenbrooks« verlieh.
Für seine »Buddenbrooks« verwendete der junge Thomas Mann nicht nur Auszüge aus Salongesprächen aus seiner Lübecker Zeit, er sammelt außerdem Kochrezepte und die Lebensläufe von Familienmitgliedern, Freund*innen und Feind*innen. Entstanden ist einer der ersten Gesellschaftsromane in deutscher Sprache von Weltgeltung, der sich vor allem durch die feine Darstellung von inneren, von psychischen Zuständen und Entwicklungen seiner Figuren auszeichnet. Auch heute sind die »Buddenbrooks« noch aktuell: der Frage nach Kontinuität, Erwartungen, Zwängen und möglichen Gegenentwürfen steht jede jüngere Generation aufs Neue gegenüber.