Staffellesung in Ostwestfalen-Lippe
»Text auf Raten« präsentiert Klassiker der (Welt)literatur in Ostwestfalen-Lippe. Lesungen aus großen literarischen Werken werden mit zeitgenössischen Rezeptionen auf die Bühne gebracht. In diesem Jahr steht Thomas Manns »Buddenbrooks« im Fokus.
Rate 2: Text und Musik
Die zweite Rate widmet sich mit Form und Inhalt der Musik in »Buddenbrooks«. »Tony war unmusikalisch; die meisten Buddenbrooks und alle Krögers waren es.« Erst als Gerda, Thomas Buddenbrooks Ehefrau, mit ihrer Stradivari einzieht, wird Musik ein zentraler Bestandteil des buddenbrookschen Lebens. Besonders für Hanno, Gerdas und Thomas Sohn, ist Musik Lebenselixier. Und wird für Thomas Buddenbrook damit zum Stein des Anstoßes, der seinen Sohn von dem ihm vorgezeichneten Weg des Kaufmanns abbringt.
Die Schauspielerin Johanna Krumstroh liest in der Buchhandlung Blume Auszüge aus dem Roman, die Hanno, Gerda und Thomas und ihre Verbundenheit und Entfremdung durch die Musik in den Fokus nimmt. Oli Bott greift mit seinem Vibraphon die Atmosphäre und musikalischen Bezüge des Textes auf und verbindet sie kongenial mit Thomas Manns Worten.
Rate 1: Text und Film
14. September 2021, Kino Bad Driburg
Rate 3: Text und Theater
16. September 2021, Bunker Ulmenwall, Bielefeld
Rate 4: Text und Kulinarik
17. September 2021, Restaurant Appelbaum, Gütersloh
Die Buddenbrooks auf Reisen in OWL
An vier aufeinanderfolgenden Abenden werden an vier unterschiedlichen Orten die »Buddenbrooks« von Künstler*innen vielfältig interpretiert. Als roter Faden ziehen sich die Lesungen aus dem Originaltext durch die Veranstaltungsreihe, sie korrespondieren mit Musik, Film, Tanz oder kulinarischem Genuss. Natürlich kann »Text auf Raten« den umfangreichen Text nicht in Gänze zu Gehör bringen, ausgewählte Sequenzen vermitteln jedoch unterschiedliche Perspektiven des Werkes, so dass ein leichtfüßiger Gesamteindruck entsteht.
Rainer Maria Rilke war sich nach der Lektüre der Buddenbrooks gewiss: »Man wird sich diesen Namen unbedingt notieren müssen.« Denn für Rilke vereint Thomas Manns Roman über den Verfall der Patrizierfamilie Johann Buddenbrook die Kunst des Chronisten und die des Dichters so kunstvoll, dass man »die beiden gewichtigen Bände Seite für Seite mit Aufmerksamkeit und Spannung liest ohne zu ermüden, ohne etwas zu überschlagen, ohne das geringste Zeichen von Ungeduld oder Eile.« Geteilt wurde diese Begeisterung von zahlreichen Leser*innen ebenso wie vom Nobelpreiskomitee, das Thomas Mann 1929 den Nobelpreis für Literatur für die »Buddenbrooks« verlieh.
Für seine »Buddenbrooks« verwendete der junge Thomas Mann nicht nur Auszüge aus Salongesprächen aus seiner Lübecker Zeit, er sammelt außerdem Kochrezepte und die Lebensläufe von Familienmitgliedern, Freund*innen und Feind*innen. Entstanden ist einer der ersten Gesellschaftsromane in deutscher Sprache von Weltgeltung, der sich vor allem durch die feine Darstellung von inneren, von psychischen Zuständen und Entwicklungen seiner Figuren auszeichnet. Auch heute sind die »Buddenbrooks« noch aktuell: der Frage nach Kontinuität, Erwartungen, Zwängen und möglichen Gegenentwürfen steht jede jüngere Generation aufs Neue gegenüber.