Staffellesung in Ostwestfalen-Lippe
»Text auf Raten« präsentiert Klassiker der (Welt)literatur in Ostwestfalen-Lippe. Lesungen aus großen literarischen Werken werden mit zeitgenössischen Rezeptionen auf die Bühne gebracht. In diesem Jahr steht Thomas Manns »Buddenbrooks« im Fokus.
Rate 3: Text und Tanz
Die Theateradaption der an sich schon dramatischen Geschichte vom Verfall der Patrizierfamilie Buddenbrook steht im Mittelpunkt der dritten Rate. Im Bunker Ulmenwall sind die Schauspieler*innen Johanna Falckner und Alois Reinhardt in Lesung, schauspielerischer und tänzerischer Interpretation der Buddenbrooks zu erleben.
Johanna Falckner und Alois Reinhardt standen bereits bei der Buddenbrooks-Inszenierung des Theaters Bonn (2016) als Tony und Christian Buddenbrook auf der Bühne. Für »Text auf Raten« entwickeln sie einen dramatischen Abend für zwei Personen, an dem sich Lesungen aus Thomas Manns Roman mit dialogischen Szenen und tänzerischen Interpretationen der »Buddenbrooks« auf Grundlage von John von Düffels Bühnenfassung abwechseln. Inhaltlich geht es um Tony Buddenbrooks unglückliche Lieben und Ehen, auf die sie gemeinsam mit ihrem Bruder Christian zurückblickt.
Rate 1: Text und Film
14. September 2021, Kino Bad Driburg
Rate 2: Text und Musik
15. September 2021, Buchhandlung Blume, Oerlinghausen
Rate 4: Text und Kulinarik
17. September 2021, Restaurant Appelbaum, Gütersloh
Die Buddenbrooks auf Reisen in OWL
An vier aufeinanderfolgenden Abenden werden an vier unterschiedlichen Orten die »Buddenbrooks« von Künstler*innen vielfältig interpretiert. Als roter Faden ziehen sich die Lesungen aus dem Originaltext durch die Veranstaltungsreihe, sie korrespondieren mit Musik, Film, Tanz oder kulinarischem Genuss. Natürlich kann »Text auf Raten« den umfangreichen Text nicht in Gänze zu Gehör bringen, ausgewählte Sequenzen vermitteln jedoch unterschiedliche Perspektiven des Werkes, so dass ein leichtfüßiger Gesamteindruck entsteht.
Rainer Maria Rilke war sich nach der Lektüre der Buddenbrooks gewiss: »Man wird sich diesen Namen unbedingt notieren müssen.« Denn für Rilke vereint Thomas Manns Roman über den Verfall der Patrizierfamilie Johann Buddenbrook die Kunst des Chronisten und die des Dichters so kunstvoll, dass man »die beiden gewichtigen Bände Seite für Seite mit Aufmerksamkeit und Spannung liest ohne zu ermüden, ohne etwas zu überschlagen, ohne das geringste Zeichen von Ungeduld oder Eile.« Geteilt wurde diese Begeisterung von zahlreichen Leser*innen ebenso wie vom Nobelpreiskomitee, das Thomas Mann 1929 den Nobelpreis für Literatur für die »Buddenbrooks« verlieh.
Für seine »Buddenbrooks« verwendete der junge Thomas Mann nicht nur Auszüge aus Salongesprächen aus seiner Lübecker Zeit, er sammelt außerdem Kochrezepte und die Lebensläufe von Familienmitgliedern, Freund*innen und Feind*innen. Entstanden ist einer der ersten Gesellschaftsromane in deutscher Sprache von Weltgeltung, der sich vor allem durch die feine Darstellung von inneren, von psychischen Zuständen und Entwicklungen seiner Figuren auszeichnet. Auch heute sind die »Buddenbrooks« noch aktuell: der Frage nach Kontinuität, Erwartungen, Zwängen und möglichen Gegenentwürfen steht jede jüngere Generation aufs Neue gegenüber.