23. Februar 2022

LitParty

Frische Texte, Livemusik und eine Menge Drehmomente zum Thema »Identität« gibt’s bei der LitParty im AStA Stadtcampus. Am Abend wechseln sich Geschichten, die von ihren Autor*innen gelesen und performed werden und live gespielte Popsongs ab: Text, Lied, Text, Lied …. und alles beginnt ineinander zu drehen und zieht auf die Tanzfläche.

Die gelesenen Texte entstehen erst am Veranstaltungstag selbst in Paderborn, wenn vier Schriftsteller*innen die Playlist für den Abend dichten und sich in zwei Runden die Finger wund schreiben. Dabei gibt es eine unumstößliche Regel: ein Text muss mit dem Titel des auf ihn folgenden Liedes enden. Mit dabei sind die Autor*innen Josephine von Blüten Staub, Yannic Han Biao Federer, Micha Frank und Tilman Rammstedt sowie die Band Open Rim mit der Sängerin LU.

Der bal littéraire wurde in Frankreich erfunden und hat sich dort in Rekordzeit an Theatern und auf Festivals verbreitet. Auf London, Rom, Madrid folgte 2010 der erste deutsche bal in Bonn. Und jetzt Paderborn. Die LitParty findet im Rahmen der Paderborner Literaturtage statt.

Jede*r zahlt am Abend in die Spendenbox, was ihr*ihm die LitParty wert ist. • Um eine Anmeldung über das Ticketingsystem wird gebeten. • Einlass ist ab 19.30 Uhr. • Für die LitParty sind ein Immunisierungsnachweis und ein tagesaktueller Schnelltest notwendig.

In der Paderborner Kult-Kneipe »Sputnik« gestalten am 17. Februar die Singer-Songwriterin Zara Akopyan und der Autor Thorsten Knape einen literarisch-musikalischen Abend.

Knape liest aus seinem Roman »Tatort OWL – Nach wahren Begebenheiten« und führt die Besucher*innen auf die Fährten krimineller Verbrechen aus der Region. Er ist unter anderem Gerichtsreporter beim WDR und schöpft aus seinem Beruf die Inspiration für den Sammelband. Besonders aufregend: Alle Geschichten beruhen auf wahren Begebenheiten. Die Anthologie, die er gemeinsam mit dem WDR-Journalisten Oliver Köhler verfasst hat, arbeitet acht Kriminalfälle detailliert auf, vom Versicherungsbetrug bis hin zu Voodoo-Zauber.

Die aus Hamburg stammende Sängerin Zara Akopyan hat sich in OWL einen Namen gemacht und ist inzwischen eine wahre Paderborner Lokalgröße. Sie behandelt in ihren Werken klassische Coming-of-Age-Themen und verbindet mit Stimme und Gitarre musikalische Richtungen wie Pop, Folk und Country. Die erfolgreiche Singer-Songwriterin »überzeugt mit ihrer Stimme und Ausstrahlung«, so BackstagePro.

So bildet ihr Konzert einen sanften Gegenpol zur humoristisch-spannenden Lesung von Thorsten Knape.

Die Veranstaltung wurde von Studierenden der Universität Paderborn konzipiert. Im Rahmen eines Seminars des Literaturbüros OWL setzten die Studierenden den thematischen Schwerpunkt auf die regionale Kulturszene.

Die spanische Literatur ist so vielfältig wie die Kultur und die Kulinarik des Landes, das seit Jahrhunderten auch aus deutschsprachiger Sicht zahlreiche der populärsten europäischen Sehnsuchtsorte überhaupt beherbergt. Bereits Emanuel Geibel schrieb 1834 in seinem Gedicht »Fern im Süd das schöne Spanien«:

Fern im Süd das schöne Spanien,
Spanien ist mein Heimatland,
Wo die schattigen Kastanien
Rauschen an des Ebro Strand,
Wo die Mandeln rötlich blühen,
Wo die süße Traube winkt
Und die Rosen schöner glühen
Und das Mondlich gold’ner blinkt.

Die facettenreiche Schönheit Spaniens ist sicherlich ausschlaggebender Grund dafür, dass es nach Frankreich das am zweithäufigsten besuchte Land der Welt ist. Allerdings steht das iberische Königreich auch mehr als 40 Jahre nach dem Ende des Franco-Regimes vor großen Herausforderungen. Die permanenten Autonomiebestrebungen Kataloniens, die großen Schwierigkeiten bei der parlamentarischen Mehrheitsbildung, die zahlreichen omnipräsenten Skandale rund um die Königsfamilie, die enorme Jugendarbeitslosigkeit und nicht zuletzt die heftigen – auch wirtschaftlichen – Auswirkungen der Corona-Pandemie sind die zentralen Probleme, unter denen das Land leidet.

Und wo steht die spanische Literatur eigentlich heute? Wie haben sich das Schreiben und die öffentliche Rezeption seit Teresa von Ávila und Miguel de Cervantes entwickelt? Welche literarischen Stimmen wirken heute in die Gesellschaft hinein? Und welche Bedeutung entfaltet die Literatur aus dem spanischen Königreich innerhalb der europäischen Kultur in diesen besonderen Zeiten?

Nach den Literarischen Positionen Frankreich 2017, Rumänien 2018, Norwegen 2019 und Italien 2020 führt das Literaturbüro OWL unter dem Titel »La Literatura – una Fiesta grande!« eine dreitägige Veranstaltungsreihe in Detmold und Paderborn durch, die sich vom 25.–27. November 2021 der spanischen Literatur im Kontext von Kulturgeschichte und Kulinarik widmet. Dabei soll sich der Bogen von der Südküste (Andalusien), über das Zentrum (Madrid) bis hin zur Nordatlantikküste (Baskenland) spannen. Die Reihe setzt im Jahr 2021 auf kombinierte Lesungs-/Musik- und Rezitationsabende, die teilweise multimedial begleitet werden, und eröffnet mit einer Poetry-Slam-Show, die insbesondere ein jüngeres Publikum als Zielgruppe in den Fokus nimmt.

Programm:

Poetry Slam Show
Do, 25. November 2021, 20:00 Uhr
Sputnik, Paderborn

Gegen das Vergessen – Vortrag und Rezitation
Fr, 26. November 2021, 19:30 Uhr
Detmolder Sommertheater

Don Quijote – Comiclesung mit Musik
Sa, 27. November 2021, 11:00 Uhr
Detmolder Sommertheater

Fernando Aramburu – Lesung und Gespräch
Sa, 27. November 2021, 15:00
Detmolder Sommertheater

Literatur, Musik und Kulinarik – Una Fiesta!
Sa, 27. November 2021, 19:30 Uhr
Detmolder Sommertheater

Rassismus ist nicht nur ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft, sondern gehört für zahlreiche Menschen zum Alltag. Dennenesch Zoudé und Simon Roden lesen Erzählungen von Toni Morrison, Sharon Dodua Otoo und Nana Kwame Adjei-Brenyah und bringen drei sehr unterschiedliche Facetten von Rassismus zu Gehör. Denn es gibt sie schon lange und überall, die vielen Stimmen, die Rassismus – den offensichtlichen und den versteckten – dokumentiert und zu Literatur geformt haben.

Keine andere amerikanische Autorin hat das Thema Rassismus über die Jahrzehnte hin so konsequent und leidenschaftliche beschrieben wie die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison. In ihrer Short Story »Sweetness« schildert sie den Schock, den Sweetness bei der Geburt ihres tiefschwarzen Babys empfindet, denn Mutter und Tochter leben in einem Land und in einer Gesellschaft, in der Schattierungen einer Hautfarbe immer noch über die Zukunft eines Kindes entscheiden. Aber Lula Ann sträubt sich gegen den Gehorsam und die Unterwürfigkeit, die ihre Mutter ihr aus Angst vor rassistischen Angriffen beizubringen versucht.

Ein Seufzen, zwei abgeschreckte Eier, das Blubbern des kochenden Wassers: So beginnt Sharon Dodua Otoos Text »Herr Gröttrup setzt sich hin«, für den sie 2016 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde. Als das wie gewohnt gekochte Frühstücksei überraschenderweise nicht hart, sondern immer noch weich ist, fällt das Ehepaar Gröttrup aus allen Wolken. Was als charmante, unangestrengte Satire über deutschen Alltag und ein renitentes Frühstücksei gelesen werden kann, ist vielmehr ein Versuch der Autorin zu zeigen, welche Auswirkungen Privilegien und weißes Selbstverständnis haben.

Nana Kwame Adjei-Brenyahs gefeierte Stories stilisieren die Mechaniken rassistischen Hasses zu grotesken Dystopien. In »Die Finkelstein Five« kämpft Emmanuel gegen Traumbilder von mit einer Kettensäge enthaupteten schwarzen Kindern, während er in seinen wachen Stunden versucht, seine »Schwarzheit« auf einer Skala von eins bis zehn zu regulieren, um der täglichen Diskriminierung zu entgehen. Nana Kwame Adjei-Brenyah erzählt in schnörkelloser, direkter Sprache und mit grellen Effekten.

Der japanische Kanun-Spieler und Komponist Shingo Masuda umrahmt und akzentuiert die Lesungen. In seinem Spiel vereint der meisterhafte Instrumentalist Kenntnisse der Maqam-Musik aus der arabischen und türkischen Tradition mit Elementen aus anderen Kulturen und sucht den Dialog zwischen Wort und Ton.

Das Literaturbüro OWL setzt ab 2021 einen neuen programmatischen Schwerpunkt: Unter dem Oberthema »Meeting of Generations« finden diverse literarische Veranstaltungen statt, die den Austausch der Generationen in den Fokus rücken.

Unter anderem ist in diesem Zusammenhang die durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW geförderte Lesungs- und Gesprächsreihe »DoubleTrouble – Autor*innen lesen über den Tellerrand der Generationen!« initiiert worden. In diesem Rahmen werden Doppellesungen durchgeführt, zu denen jeweils ein*e Autor*in aus der jungen Generation und der älteren Generation eingeladen werden, die unter einer bestimmten Thematik (z. B. Zeitgeist oder Humor) aus ihren Werken lesen und im Anschluss daran ein moderiertes Gespräch führen.

Unter dem Titel »DoubleTrouble – Humor!« lesen Jan Philipp Zymny und Thomas Koch Texte zum generationenübergreifenden Thema Humor – denn davon ist ihr gesamtes literarisches Schaffen geprägt. Hier trifft der zweimalige, deutschsprachige Poetry Slam-Meister Jan Philipp Zymny, Jahrgang 1993, auf den 62-jährigen WDR-Moderator und Grimme-Preisträger Thomas Koch.

Jan Philipp Zymny ist Autor, Kabarettist, Stand-Up-Komiker und einer der bekanntesten und erfolgreichsten Poetry-Slammer der Szene. Er gewann 2013 und 2015 die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam. Darüber hinaus wurde er unter anderem 2013 mit dem NightWash Talent Award und 2016 mit dem Jurypreis des Prix Pantheons ausgezeichnet. Im Mai 2019 erhielt er den Kleinkunstpreis der Stadt Schwerte.

Seit 1985 ist Thomas Koch als Moderator vor allem von zahlreichen WDR-Radiosendungen bekannt. In den Jahren 1995 bis 2005 war er zudem Mitglied des Autorenteams »Die SchreibWaisen« und Drehbuchautor der Sitcoms »Nikola«, »Alles Atze«, »Ritas Welt« und »Der Lehrer«. Weiterhin ist er Verfasser und Entwickler der Radio-Hörspiele »Panikraum«, »Kleiner Lauschangriff« (WDR) sowie »Warlords« und »Ehrbare Töchter« (ARD Radiotatort).

Die beiden Humorexperten aus dem Ruhrgebiet haben auf jeden Fall äußerst unterhaltsame Texte im Gepäck und werden im anschließenden Gespräch sicherlich einen scharfzüngigen Blick auf die Mehrgenerationengesellschaft aus ihren jeweiligen Blickwinkeln feilbieten. Die Moderation übernimmt der künstlerische Leiter des Literaturbüros OWL Karsten Strack.

12. August 2021

DoubleTrouble!

Unter dem Titel »DoubleTrouble – Zeitgeist!« sind Renan Demirkan und Lara Ermer am Sonntag, 22. Mai, 20 Uhr in der VHS Bielefeld mit Texten zum generationenübergreifenden Thema »Zeitgeist« zu erleben.

Lesungen und Gespräch der beiden Autorinnen aus zwei Generationen drehen sich um aktuelle, gesellschaftlich relevante Themen wie Integration oder Feminismus. Hier trifft die Bestsellerautorin Demirkan auf die Debütantin Ermer, die Schauspielerin auf die Slammerin, die bekennende Kosmopolitin und Hippieseele auf die Psychologin und Comedienne. Die Veranstaltung wird vom künstlerischen Leiter des Literaturbüros OWL, Karsten Strack, moderiert.

In Ankara geboren, kam Renan Demirkan 1962 als Siebenjährige nach Deutschland. Sie gilt als Multitalent und Vordenkerin und als eine der intensivsten deutschsprachigen Darstellerinnen. Ihr erster Roman »Schwarzer Tee mit drei Stück Zucker«, erschienen 1991 und in vier Sprachen übersetzt, stand wochenlang auf der Spiegelbestsellerliste und ist heute zu einem Teil der Schulliteratur geworden. Es folgten weitere Erzählungen, Sachbücher und Essays wie »Respekt – Heimweh nach Menschlichkeit« (2011). Renan Demirkan erhielt zahlreiche Auszeichnungen (u. a. den Grimme-Preis, die Goldene Kamera und das Bundesverdienstkreuz 1997 für das Projekt RESPEKT und 2018 den Demokratiepreis der SPD Rheinlandpfalz). 2016 initiierte sie den Aufruf »Checkpoint: Demokratie«, der im Mai 2017 zu einem eingetragenen Verein wurde und dessen Vorstandsvorsitzende sie ist. Im Juni 2017 gründete sie die gemeinnützige Gesellschaft »Zeit der Maulbeeren«, deren Geschäftsführerin sie ist. Das Projekt wird vom Land NRW unterstützt und ist ein kostenloses, dreiwöchiges Angebot an finanziell bedürftige, krebskranke Frauen mit und ohne Kinder.

Lara Ermer, 1996 in Fürth geboren, hat in Erlangen Psychologie studiert und lebt heute in Frankfurt. Seit 2013 steht Ermer auf Bühnen und hat über 100 Auftritte pro Jahr im gesamten deutschsprachigen Raum. Durch zahlreiche Meisterschaftsteilnahmen wurde die Künstlerin u. a. fränkische U20 Poetry-Slam-Meisterin 2015 und bayrische Vizemeisterin 2016. Seit 2015 organisiert und moderiert sie auch eigene Veranstaltungsformate und ist u. a. Mitbegründerin der erfolgreichen Fürther Lesebühne Rooftop Stories. 2018 erhielt Ermer für ihr Schaffen den Kulturförderpreis der Stadt Fürth. Im März 2019 wurde sie zur Künstlerin des Monats der Metropolregion Nürnberg ernannt. Ermers erstes Buch »Ein offenes Buch – Von idealen Körpern, perfektem Sex und anderen Mythen« erschien Im Herbst 2021 im Lappan Verlag

Mechthild Großmann, die Schauspielerin mit der unverwechselbaren Stimme, liest aus Amos Oz’ Roman »Der perfekte Frieden«. Der große israelische Autor erzählt darin die Geschichte eines Kibbuz und seiner Bewohner*innen. Es ist eine Geschichte, die er kennt, denn er selbst hat viele Jahre in einer dieser Keimzellen des israelischen Staatswesens gelebt.

Jonathan Lifschitz ist 26, scheinbar glücklich verheiratet und bei den anderen »Kibbuznikim« sehr geschätzt. Und dennoch beschließt er eines Tages, wegzugehen und ein neues Leben zu beginnen. An einem dieser fernen Orte, »an denen alles möglich ist, alles geschehen kann: plötzlicher Erfolg, Liebe, Gefahr, eigenartige Begegnungen.« Doch ganz so einfach ist es nicht. Da ist seine Familie und all die Männer und Frauen mit liebenswert skurrilen Eigenschaften, von denen man sich nicht einfach lösen kann. Als er seinen Plan schließlich in die Tat umsetzt, führt ihn sein Weg nach Petra, zu jener legendären, aus dem Fels herausgeschlagenen Ruinenstadt.

In seinem Roman spürt Amos Oz der Frage nach, was aus der Verwirklichung des Gedankens, jeder gibt nach seinen Möglichkeiten und erhält gemäß seinen Bedürfnissen, geworden ist. Wie lässt sich die Sehnsucht der alten Zionist*innen nach einem Staat, in dem sie frei und sicher leben können, mit der Sehnsucht nach Abenteuer und Freiheit bei den Jüngeren vereinbaren?

»Der perfekte Frieden« ist ein Plädoyer für das Leben, das seinen Sinn dadurch erhält, dass es mutig gelebt wird, und es ist das Porträt einer utopischen Idee und einer Zeit, in der diese Idee von vielen Seiten in Frage gestellt wird.

Bitte beachten Sie, dass in den Museen des LWL die 2G-Regelung gilt. Besucher*innen der »Dorfgeschichten« müssen am Einlass einen entsprechenden Nachweis vorlegen.

Mechthild Großmann, die Schauspielerin mit der unverwechselbaren Stimme, liest aus Amos Oz’ Roman »Der perfekte Frieden«. Der große israelische Autor erzählt darin die Geschichte eines Kibbuz und seiner Bewohner*innen. Es ist eine Geschichte, die er kennt, denn er selbst hat viele Jahre in einer dieser Keimzellen des israelischen Staatswesens gelebt.

Jonathan Lifschitz ist 26, scheinbar glücklich verheiratet und bei den anderen »Kibbuznikim« sehr geschätzt. Und dennoch beschließt er eines Tages, wegzugehen und ein neues Leben zu beginnen. An einem dieser fernen Orte, »an denen alles möglich ist, alles geschehen kann: plötzlicher Erfolg, Liebe, Gefahr, eigenartige Begegnungen.« Doch ganz so einfach ist es nicht. Da ist seine Familie und all die Männer und Frauen mit liebenswert skurrilen Eigenschaften, von denen man sich nicht einfach lösen kann. Als er seinen Plan schließlich in die Tat umsetzt, führt ihn sein Weg nach Petra, zu jener legendären, aus dem Fels herausgeschlagenen Ruinenstadt.

In seinem Roman spürt Amos Oz der Frage nach, was aus der Verwirklichung des Gedankens, jeder gibt nach seinen Möglichkeiten und erhält gemäß seinen Bedürfnissen, geworden ist. Wie lässt sich die Sehnsucht der alten Zionist*innen nach einem Staat, in dem sie frei und sicher leben können, mit der Sehnsucht nach Abenteuer und Freiheit bei den Jüngeren vereinbaren?

»Der perfekte Frieden« ist ein Plädoyer für das Leben, das seinen Sinn dadurch erhält, dass es mutig gelebt wird, und es ist das Porträt einer utopischen Idee und einer Zeit, in der diese Idee von vielen Seiten in Frage gestellt wird.

Bitte beachten Sie, dass in den Museen des LWL die 2G-Regelung gilt. Besucher*innen der »Dorfgeschichten« müssen am Einlass einen entsprechenden Nachweis vorlegen.

Merle Kröger erzählt in ihrem vielstimmigen Thriller »Die Experten« von einem deutschen Wissenschaftler, der in Ägypten Jagdflugzeuge baut, und von einer Familie, die im Nahen Osten zwischen die Fronten der Nachkriegszeit gerät.

Es sind die 1960er Jahre und Ägyptens Präsident Nasser träumt von einer afrikanischen Rüstungsindustrie, und so zieht es deutsche Flugzeugkonstrukteure, Triebwerksbauer und Raketentechniker in großer Zahl nach Ägypten. Rita Hellberg will ihre Eltern in Kairo eigentlich nur besuchen. Doch der Vater, einer der Flugzeugingenieure in Ägyptens Diensten, entscheidet: Die Familie gehört zusammen. Während ihre Mutter sich dem Leben in Kairo verweigert, erkennt Rita bald, dass es für sie keinen besseren Ort geben kann, um ihre eigene Zukunft zu gestalten. Sie lässt sich mitreißen in eine faszinierende Welt im Umbruch und beginnt, im Raketenwerk als Sekretärin zu arbeiten. Erst mit der Zeit wird ihr klar, dass sie mitten in einem Konflikt gelandet ist, in dem mit allen Mitteln um historische und zukünftige, um weltpolitische und regionale Interessen gekämpft wird. Jeder beobachtet jeden, Bomben explodieren, Menschen sterben. Rita Hellberg ist hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu ihrer schwierigen Familie und der Behauptung israelischer Zeitungen, Ägypten arbeite mit deutscher Hilfe an ABC-Waffen.

Auf die dem Buch zugrundeliegende Familiengeschichte stieß die Berliner Autorin und Dokumentarfilmerin Merle Kröger im Nachlass der Eltern einer Freundin. Nach jahrelanger Recherche nahm sie sich für ihren fünften Roman die Freiheit, »in diese spezifische historische Situation hineinzufiktionalisieren«. Entstanden ist ein Thriller, in dem die politisch und moralisch unübersichtliche Geschichte der deutschen Experten in Ägypten, die Intrigen und heimlichen Feindschaften der verschiedenen Mächte nicht bloß den Hintergrund für die individuellen Abenteuer der Protagonist*innen abgeben. Die Geschichte ist selbst vielstimmiger Akteur der Erzählung, und zwar in Gestalt von Zeitungsartikeln, Tagebüchern oder BND-Akten. »Die Experten« ist ein Buch, »das die prekären biografischen wie politischen Umstände der Nachkriegszeit brennend ins Bewusstsein rückt und Gewissheiten infrage stellt. Nicht zuletzt die, wie ein Politthriller geschrieben sein sollte« (Deutschlandfunk Kultur).

Der Schriftsteller Saša Stanišić ist ein Verfasser leuchtender Worte, Sätze und Geschichten. Im Kaiserhof Kino liest er aus seinem 2019 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Buch »Herkunft« und verrät, was für ihn die Faszination von Wolf Haas und dessen tintenschwarzem Humor ausmacht. Der Sprecher und Schauspieler Marc Ben Puch ist mit Auszügen aus Haas’ Kriminalroman »Silentium!« zu hören.

»Herkunft« ist ein Buch über ein Dorf, in dem nur noch dreizehn Menschen leben, ein Land, das es heute nicht mehr gibt, eine zersplitterte Familie, die die von Saša Stanišić ist. Es ist ein Buch über Heimaten, in seiner Erinnerung und seiner Erfindung. Ein Buch über Sprache und Scham, Ankommen und Zurechtkommen, Glück und Tod.

»Herkunft« liest sich wie ein Streifzug durch die Erinnerung: Auf der einen Seite die früheren und heutigen Begegnungen mit der Großmutter in Bosnien, die allmählich dement wird. Auf der anderen Seite das Ankommen in Heidelberg nach der Flucht aus Višegrad, die Utopie an der Aral-Tankstelle und der schulische und universitäre Werdegang mit dem ständigen Wissen, wie fragil und oft zufällig biografische Prägungen sind. Saša Stanišić’ »Fähigkeiten liegen darin, einzelne Momente hervorzuholen und sie fast märchenhaft aufscheinen zu lassen, und es gibt dabei glänzende sprachliche Verschiebungen und poetische Verrücktheiten«, urteilt Deutschlandfunk Kultur.

Saša Stanišić ist ein großer Bewunderer des österreichischen Schriftstellers Wolf Haas. An seinen Romanen, über die er sogar seine Magisterarbeit schrieb, schätzt er insbesondere den überragenden Humor und die wunderbaren Studien bestimmter sozialer Milieus. Marc Ben Puch liest aus Wolf Haas’ mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichneten Roman »Silentium!«. Der vierte Band um den lebensklugen Wiener Privatdetektiv Brenner führt ihn in ein Salzburger Knabeninternat, wo einst im Duschkeller befriedigte und inzwischen vertuschte Lust einen ehrwürdigen Bischofskandidaten um das ersehnte hohe Amt zu bringen droht. 23 Plastiktaschen mit zerstückelten Leichenteilen gefährden gar den Ruf der Festspielstadt.

Rassismus ist nicht nur ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft, sondern gehört für zahlreiche Menschen zum Alltag. Dennenesch Zoudé und Simon Roden lesen Erzählungen von Toni Morrison, Sharon Dodua Otoo und Nana Kwame Adjei-Brenyah und bringen drei sehr unterschiedliche Facetten von Rassismus zu Gehör. Denn es gibt sie schon lange und überall, die vielen Stimmen, die Rassismus – den offensichtlichen und den versteckten – dokumentiert und zu Literatur geformt haben.

Keine andere amerikanische Autorin hat das Thema Rassismus über die Jahrzehnte hin so konsequent und leidenschaftliche beschrieben wie die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison. In ihrer Short Story »Sweetness« schildert sie den Schock, den Sweetness bei der Geburt ihres tiefschwarzen Babys empfindet, denn Mutter und Tochter leben in einem Land und in einer Gesellschaft, in der Schattierungen einer Hautfarbe immer noch über die Zukunft eines Kindes entscheiden. Aber Lula Ann sträubt sich gegen den Gehorsam und die Unterwürfigkeit, die ihre Mutter ihr aus Angst vor rassistischen Angriffen beizubringen versucht.

Ein Seufzen, zwei abgeschreckte Eier, das Blubbern des kochenden Wassers: So beginnt Sharon Dodua Otoos Text »Herr Gröttrup setzt sich hin«, für den sie 2016 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde. Als das wie gewohnt gekochte Frühstücksei überraschenderweise nicht hart, sondern immer noch weich ist, fällt das Ehepaar Gröttrup aus allen Wolken. Was als charmante, unangestrengte Satire über deutschen Alltag und ein renitentes Frühstücksei gelesen werden kann, ist vielmehr ein Versuch der Autorin zu zeigen, welche Auswirkungen Privilegien und weißes Selbstverständnis haben.

Nana Kwame Adjei-Brenyahs gefeierte Stories stilisieren die Mechaniken rassistischen Hasses zu grotesken Dystopien. In »Die Finkelstein Five« kämpft Emmanuel gegen Traumbilder von mit einer Kettensäge enthaupteten schwarzen Kindern, während er in seinen wachen Stunden versucht, seine »Schwarzheit« auf einer Skala von eins bis zehn zu regulieren, um der täglichen Diskriminierung zu entgehen. Nana Kwame Adjei-Brenyah erzählt in schnörkelloser, direkter Sprache und mit grellen Effekten.

Der japanische Kanun-Spieler und Komponist Shingo Masuda umrahmt und akzentuiert die Lesungen. In seinem Spiel vereint der meisterhafte Instrumentalist Kenntnisse der Maqam-Musik aus der arabischen und türkischen Tradition mit Elementen aus anderen Kulturen und sucht den Dialog zwischen Wort und Ton.

Der Ex-Basketballspieler Dirk Nowitzki gehört zu den Legenden eines weltweiten Spiels. Thomas Pletzinger hat ihn über viele Jahre immer wieder getroffen und begleitet. Im Sportzentrum Maspernplatz stellt der Schriftsteller sein Buch »The Great Nowitzki« in Lesung und Gespräch vor und gibt Einblick in die Geschichte der großen und faszinierenden Karriere Nowitzkis.

Dirk Nowitzki hat Basketball grundlegend revolutioniert. Kein deutscher Sportler hat seine Sportart tiefgreifender geprägt. Als Spieler war er ein globaler Superstar, als Mensch zugleich nahbar und schwer zu fassen. Im Frühjahr 2012 reiste Thomas Pletzinger erstmals nach Dallas, um einen Text über den Sportler zu schreiben. Es folgten weitere Artikel, Reisen, Spiele und Trainingseinheiten. »Zahlreiche großartige Gesprächspartner*innen, rätselhafte Figuren und rührende Momente, Geschichten über Geschichten. Vor allem: viele gute Unterhaltungen mit Dirk Nowitzki«, erinnert sich Thomas Pletzinger.

Über einen Zeitraum von sieben Jahren wurde der Autor Teil des Nowitzki-Kosmos. In »The Great Nowitzki« beschreibt er die ungesehene Welt jenseits des Scheinwerferlichts – zwischen Flughäfen, staubigen Turnhallen und Nowitzkis Zuhause in Dallas. Und er stellt ganz persönliche Fragen: Wie fühlt es sich an, ausgepfiffen zu werden? Wie war der Tag nach der Meisterschaft? Was bedeutet ihm Geld? Wem kann er vertrauen? Wie einsam ist ein Superstar? Was beginnt, wenn die Karriere endet?

Aber er nimmt das Phänomen Nowitzki auch aus weiteren Perspektiven in den Blick und sprach mit dem direkten Umfeld, Gegnern und Mitspielern, Fans und Coaches, aber auch mit Soziolog*innen, Ökonominnen und Künstlerinnen. Entstanden ist eine brillante Nahaufnahme des außergewöhnlichen Menschen Nowitzki und zugleich eine meisterhafte literarische Reportage aus der Welt des Profisports – mitreißend, kenntnisreich und mit genauem Blick erzählt.

»All die Stunden in der Halle, all die Niederlagen und Siege, all die Geschichten und Gedanken – es braucht einen Autor wie Thomas Pletzinger, um die richtigen Worte für meine Welt und mein Spiel zu finden. Ich hätte mir keinen besseren wünschen können«, ist auch Dirk Nowitzki überzeugt.

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