30. Januar 2020

aufgeschlagen: OWL

Das Literaturbüro OWL schickt Thomas Pletzinger auf Entdeckungstour durch Lemgo. Auf seinen Streifzügen durch die Stadt nähert der Autor sich bekannten und weniger bekannten Orten und versucht zu erspüren, was die Alte Hansestadt ausmacht.

»Es ist immer eine interessante Herausforderung, sich einem für mich gänzlich unbeschrieben Ort mit dem Notizbuch zu näher. Welche Geschichten finde ich? Welche drängt sich auf, was wird erst auf den zweiten Blick sichtbar? Ich bin gar nicht weit von Lemgo aufgewachsen und habe natürlich meine diffusen Vorstellungen von Lemgo – vor Ort werden daraus dann ganz konkrete Bilder und Stories werden. Und darauf freue ich mich sehr«, äußerte sich Thomas Pletzinger vorab. Seine Eindrücke, die Begegnungen mit Menschen in Lemgo und Gedanken, die ihn während seines Aufenthalts umtreiben, verarbeitet der Schriftsteller dann in einer Auftragsarbeit. Im Herbst wird der entstandene Text in einer Urlesung in Lemgo präsentiert.

Thomas Pletzinger versteht es, genau hinzuschauen, den Dingen nachzugehen, im Offensichtlichen das Überraschende zu entdecken und dies literarisch versiert zu Papier zu bringen. Und er hat ein Faible für Ballsport – was ihm in Lemgo sicherlich die eine oder andere Tür öffnen wird. Der Autor wurde 1975 in Münster geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Er studierte Amerikanistik in Hamburg, anschließend am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und lebt heute mit seiner Familie in Berlin. Er arbeitet als freier Autor und Übersetzer. 2008 debütierte er mit dem Roman »Bestattung eines Hundes« (2008). »So mit edlen Dichterwassern gewaschen und auf die Spannungspauke dreschend […] hat sich lange kein junger deutscher Schriftsteller ins Getümmel der Welt und der Literaturgeschichte gestürzt.«, urteilte Wolfgang Höbel in Der Spiegel. Es folgten »Gentlemen, wir leben am Abgrund« (2012) und im vergangenen Jahr »The Great Nowitzki« (2019), eine meisterhafte literarische Reportage aus der Welt des Profisports – mitreißend und mit genauem Blick erzählt. Thomas Pletzinger übersetzte u. a. David Mazzucchellis »Asterios Polyp« John Jeremiah Sullivans »Pulphead« und Alison Bechdels »Are You My Mother?«. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem MDR-Literaturpreis, dem Förderpreis des Landes NRW für junge Künstlerinnen und Künstler oder dem Preis des Prosanova-Literaturwettbewerbs.

Das Literaturbüro OWL präsentiert mit ‹aufgeschlagen: OWL› zum dritten Mal literarische Stimmen aus und zur Region und fördert die Literaturszene durch die Vergabe eines Schreibauftrags und seine Uraufführung in OWL. Mit schriftstellerischen Auftragsarbeiten soll die Region Ostwestfalen-Lippe weiter (er)lesen und (be)schrieben werden. 2018 erschien bereits Lisa Danulats Text »Born« zu Paderborn und 2019 »Die Stadt ist nicht die Stadt. 80 Feststellungen« von Juliana Kálnay zu Bielefeld.

20. Januar 2020

Beethoven … liest!

Beethoven war ein geradezu obsessiver Leser. Lektüre war fest in seinen Tagesablauf integriert. In seiner Bibliothek fanden sich weit über 100 Bücher aus unterschiedlichen Fachgebieten, darunter auch Texte des politischen Schriftstellers Johann Gottfried Seume (1763-1810). Und Beethoven wurde von Literatur zu seinem musikalischen Schaffen inspiriert, so soll ein Gedicht Seumes den Komponisten zu einem seiner populärsten Werke – der Klaviersonate Nr. 14 op. 27 Nr. 2 in cis-Moll, besser bekannt als die »Mondschein-Sonate« – angeregt haben.

Matthias Sträßner, der bis 2015 die Hauptabteilung Kultur des Deutschlandfunks leitete, geht in seinem Vortrag der Faszination Beethovens für den Schriftsteller nach und blickt auf die Bedeutung Seumes in seiner Zeit. Hartmut Jonas, Ensemblemitglied am Landestheater Detmold, ist mit Auszügen aus Seumes »Spaziergang nach Syrakus« im Jahre 1802 zu erleben. Dass das Werk Seumes bis heute nachwirkt, das zeigt nicht nur der alle zwei Jahre vergebene Johann-Gottfried-Seume-Literaturpreis, sondern auch Texte von zeitgenössischen Autor*innen. Der Dramatiker und Essayist Jan Decker liest aus seinem 2017 erschienenen Roman »Der lange Schlummer«, der diesen wohl berühmtesten Spaziergang in der deutschen Literatur gekonnt aufgreift und ihn nach dem literarischen Vorbild konsequent fortführt. Umrahmt werden Vortrag, Lesungen und Gespräch vom Spiel des Pianisten Ufuk Mete Şahin, er spielt Beethovens »Mondschein-Sonate«.