Die spanische Literatur ist so vielfältig wie die Kultur und die Kulinarik des Landes, das seit Jahrhunderten auch aus deutschsprachiger Sicht zahlreiche der populärsten europäischen Sehnsuchtsorte überhaupt beherbergt. Bereits Emanuel Geibel schrieb 1834 in seinem Gedicht »Fern im Süd das schöne Spanien«:

Fern im Süd das schöne Spanien,
Spanien ist mein Heimatland,
Wo die schattigen Kastanien
Rauschen an des Ebro Strand,
Wo die Mandeln rötlich blühen,
Wo die süße Traube winkt
Und die Rosen schöner glühen
Und das Mondlich gold’ner blinkt.

Die facettenreiche Schönheit Spaniens ist sicherlich ausschlaggebender Grund dafür, dass es nach Frankreich das am zweithäufigsten besuchte Land der Welt ist. Allerdings steht das iberische Königreich auch mehr als 40 Jahre nach dem Ende des Franco-Regimes vor großen Herausforderungen. Die permanenten Autonomiebestrebungen Kataloniens, die großen Schwierigkeiten bei der parlamentarischen Mehrheitsbildung, die zahlreichen omnipräsenten Skandale rund um die Königsfamilie, die enorme Jugendarbeitslosigkeit und nicht zuletzt die heftigen – auch wirtschaftlichen – Auswirkungen der Corona-Pandemie sind die zentralen Probleme, unter denen das Land leidet.

Und wo steht die spanische Literatur eigentlich heute? Wie haben sich das Schreiben und die öffentliche Rezeption seit Teresa von Ávila und Miguel de Cervantes entwickelt? Welche literarischen Stimmen wirken heute in die Gesellschaft hinein? Und welche Bedeutung entfaltet die Literatur aus dem spanischen Königreich innerhalb der europäischen Kultur in diesen besonderen Zeiten?

Nach den Literarischen Positionen Frankreich 2017, Rumänien 2018, Norwegen 2019 und Italien 2020 führt das Literaturbüro OWL unter dem Titel »La Literatura – una Fiesta grande!« eine dreitägige Veranstaltungsreihe in Detmold und Paderborn durch, die sich vom 25.–27. November 2021 der spanischen Literatur im Kontext von Kulturgeschichte und Kulinarik widmet. Dabei soll sich der Bogen von der Südküste (Andalusien), über das Zentrum (Madrid) bis hin zur Nordatlantikküste (Baskenland) spannen. Die Reihe setzt im Jahr 2021 auf kombinierte Lesungs-/Musik- und Rezitationsabende, die teilweise multimedial begleitet werden, und eröffnet mit einer Poetry-Slam-Show, die insbesondere ein jüngeres Publikum als Zielgruppe in den Fokus nimmt.

Programm:

Poetry Slam Show
Do, 25. November 2021, 20:00 Uhr
Sputnik, Paderborn

Gegen das Vergessen – Vortrag und Rezitation
Fr, 26. November 2021, 19:30 Uhr
Detmolder Sommertheater

Don Quijote – Comiclesung mit Musik
Sa, 27. November 2021, 11:00 Uhr
Detmolder Sommertheater

Fernando Aramburu – Lesung und Gespräch
Sa, 27. November 2021, 15:00
Detmolder Sommertheater

Literatur, Musik und Kulinarik – Una Fiesta!
Sa, 27. November 2021, 19:30 Uhr
Detmolder Sommertheater

Rassismus ist nicht nur ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft, sondern gehört für zahlreiche Menschen zum Alltag. Dennenesch Zoudé und Simon Roden lesen Erzählungen von Toni Morrison, Sharon Dodua Otoo und Nana Kwame Adjei-Brenyah und bringen drei sehr unterschiedliche Facetten von Rassismus zu Gehör. Denn es gibt sie schon lange und überall, die vielen Stimmen, die Rassismus – den offensichtlichen und den versteckten – dokumentiert und zu Literatur geformt haben.

Keine andere amerikanische Autorin hat das Thema Rassismus über die Jahrzehnte hin so konsequent und leidenschaftliche beschrieben wie die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison. In ihrer Short Story »Sweetness« schildert sie den Schock, den Sweetness bei der Geburt ihres tiefschwarzen Babys empfindet, denn Mutter und Tochter leben in einem Land und in einer Gesellschaft, in der Schattierungen einer Hautfarbe immer noch über die Zukunft eines Kindes entscheiden. Aber Lula Ann sträubt sich gegen den Gehorsam und die Unterwürfigkeit, die ihre Mutter ihr aus Angst vor rassistischen Angriffen beizubringen versucht.

Ein Seufzen, zwei abgeschreckte Eier, das Blubbern des kochenden Wassers: So beginnt Sharon Dodua Otoos Text »Herr Gröttrup setzt sich hin«, für den sie 2016 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde. Als das wie gewohnt gekochte Frühstücksei überraschenderweise nicht hart, sondern immer noch weich ist, fällt das Ehepaar Gröttrup aus allen Wolken. Was als charmante, unangestrengte Satire über deutschen Alltag und ein renitentes Frühstücksei gelesen werden kann, ist vielmehr ein Versuch der Autorin zu zeigen, welche Auswirkungen Privilegien und weißes Selbstverständnis haben.

Nana Kwame Adjei-Brenyahs gefeierte Stories stilisieren die Mechaniken rassistischen Hasses zu grotesken Dystopien. In »Die Finkelstein Five« kämpft Emmanuel gegen Traumbilder von mit einer Kettensäge enthaupteten schwarzen Kindern, während er in seinen wachen Stunden versucht, seine »Schwarzheit« auf einer Skala von eins bis zehn zu regulieren, um der täglichen Diskriminierung zu entgehen. Nana Kwame Adjei-Brenyah erzählt in schnörkelloser, direkter Sprache und mit grellen Effekten.

Der japanische Kanun-Spieler und Komponist Shingo Masuda umrahmt und akzentuiert die Lesungen. In seinem Spiel vereint der meisterhafte Instrumentalist Kenntnisse der Maqam-Musik aus der arabischen und türkischen Tradition mit Elementen aus anderen Kulturen und sucht den Dialog zwischen Wort und Ton.

Das Literaturbüro OWL setzt ab 2021 einen neuen programmatischen Schwerpunkt: Unter dem Oberthema »Meeting of Generations« finden diverse literarische Veranstaltungen statt, die den Austausch der Generationen in den Fokus rücken.

Unter anderem ist in diesem Zusammenhang die durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW geförderte Lesungs- und Gesprächsreihe »DoubleTrouble – Autor*innen lesen über den Tellerrand der Generationen!« initiiert worden. In diesem Rahmen werden Doppellesungen durchgeführt, zu denen jeweils ein*e Autor*in aus der jungen Generation und der älteren Generation eingeladen werden, die unter einer bestimmten Thematik (z. B. Zeitgeist oder Humor) aus ihren Werken lesen und im Anschluss daran ein moderiertes Gespräch führen.

Unter dem Titel »DoubleTrouble – Humor!« lesen Jan Philipp Zymny und Thomas Koch Texte zum generationenübergreifenden Thema Humor – denn davon ist ihr gesamtes literarisches Schaffen geprägt. Hier trifft der zweimalige, deutschsprachige Poetry Slam-Meister Jan Philipp Zymny, Jahrgang 1993, auf den 62-jährigen WDR-Moderator und Grimme-Preisträger Thomas Koch.

Jan Philipp Zymny ist Autor, Kabarettist, Stand-Up-Komiker und einer der bekanntesten und erfolgreichsten Poetry-Slammer der Szene. Er gewann 2013 und 2015 die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam. Darüber hinaus wurde er unter anderem 2013 mit dem NightWash Talent Award und 2016 mit dem Jurypreis des Prix Pantheons ausgezeichnet. Im Mai 2019 erhielt er den Kleinkunstpreis der Stadt Schwerte.

Seit 1985 ist Thomas Koch als Moderator vor allem von zahlreichen WDR-Radiosendungen bekannt. In den Jahren 1995 bis 2005 war er zudem Mitglied des Autorenteams »Die SchreibWaisen« und Drehbuchautor der Sitcoms »Nikola«, »Alles Atze«, »Ritas Welt« und »Der Lehrer«. Weiterhin ist er Verfasser und Entwickler der Radio-Hörspiele »Panikraum«, »Kleiner Lauschangriff« (WDR) sowie »Warlords« und »Ehrbare Töchter« (ARD Radiotatort).

Die beiden Humorexperten aus dem Ruhrgebiet haben auf jeden Fall äußerst unterhaltsame Texte im Gepäck und werden im anschließenden Gespräch sicherlich einen scharfzüngigen Blick auf die Mehrgenerationengesellschaft aus ihren jeweiligen Blickwinkeln feilbieten. Die Moderation übernimmt der künstlerische Leiter des Literaturbüros OWL Karsten Strack.

Das Thema Digitalisierung sorgt in der Literaturszene seit Jahren für eine rege Diskussion im Hinblick auf den Aspekt »Fluch oder Segen?« – und das sowohl in Bezug auf die Perspektive von Anbieter*innen als auch die Wahrnehmung der Konsument*innen.

Sinkende Absatzzahlen aufgrund schleichend reduzierter allgemeiner Lesefähigkeit und verminderter Aufmerksamkeitsspanne beunruhigen auf der einen Seite Verlage und Buchhandel. Auf der anderen Seite eröffnen digitale Innovationen neue Produktionsmöglichkeiten und Social-Media-Kanäle neue Chancen in Sachen Publikumsgewinnung und -bindung. Und was ist überhaupt mit dem Medium Buch? Hat es etwa doch allmählich ausgedient? Aber ist das E-Book tatsächlich eine nachhaltige Alternative?

Positiv formuliert ist bei der Nutzung digitaler Möglichkeiten im traditionsbehafteten Segment Literatur noch eine Menge Luft nach oben, ernüchternder formuliert muss festgestellt werden, dass die Akteur*innen einer gesamten kulturellen Sparte, aber auch die Rezipient*innen hier noch im Dunkeln tappen. Das Symposium setzt genau an dieser Stelle an, indem sowohl eine thematisch breit angelegte, fachkundige Bestandsaufnahme als auch ein sachkundiger Ausblick gegeben werden.

Im Rahmen des Symposiums erfolgt eine Erörterung literarischer, technischer und ökonomischer Zusammenhänge innerhalb der digitalen Literaturlandschaft. Zugesagt haben die Videodesignerin und Poetry Clip-Produzentin Cendra Polsner sowie die Selfpublishing-Bestseller-Autorin Mira Valentin, der Autor Fabian Navarro, der mit seinem lyrischen Botprojekt Eloquentron3000 weltweit für Furore sorgt, sowie die Schriftstellerin, Workshopdozentin und Literaturaktivistin Ines Strohmaier, der Verleger Andreas Köglowitz und Sonja Oberndorfer, die bei der MVB Leiterin Verkauf VLB-TIX im Geschäftsbereich Digital ist. Moderatorin ist die Hannoveraner Social-Media-Fachfrau Ninia Binias. Das Symposium ist konzipiert als dynamisches Wechselspiel aus Vorträgen und Best-Practice-Beispielen.

Ablauf

11:00 Uhr Anmoderation durch Ninia Binias
ca. 11:15 Uhr kurzer Impulsvortrag Karsten Strack
ca. 11:45 Uhr 1. Vortrag: Sonja Oberndorfer »Digitale Strategien im Buchhandel«
ca. 12:15 Uhr Moderierte Diskussion
ca. 12:30 Uhr 2. Vortrag: Ines Strohmaier »Social-Media-Marketing in der Kultur«
ca. 13:00 Uhr Moderierte Diskussion

ca. 13:30 Uhr Pause

ca. 14:30 Uhr 3. Vortrag: Andreas Köglowitz »Innovation E-Books«
ca. 15:00 Uhr moderierte Diskussion
ca. 15:30 Uhr 4. Vortrag: Fabian Navarro »Eloquentron – KI in der Literatur«
ca. 16:00 Uhr moderierte Diskussion

ca. 16:15 Uhr Pause

ca. 17:00 Uhr 5. Vortrag: Mira Valentin »Digitales Selfpublishing«
ca. 17:30 Uhr moderierte Diskussion
a. 18:00 Uhr 6. Vortrag: Cendra Polsner »Visualisierte Literatur«
ca. 18:30 Uhr moderierte Diskussion

ca. 18:45 Uhr Outro
ca. 19:00 Uhr Ende

12. August 2021

Dorfgeschichten

Diese Lesung der Dorfgeschichten richtet sich an Klassen und Kurse ab Jahrgangsstufe 7. Mechthild Großmann liest exklusiv für junge Leser*innen. Ebenso wie bei den Lesungen am Abend ist auch hier eine Geschichte des bedeutenden israelischen Autors Amos Oz zu hören: Sein Jugendbuch »Panther im Keller« ist Thema der Veranstaltung.

In »Panther im Keller« greift Amos Oz ein brisantes Thema auf – das in abgewandelter Form auch heute noch hochaktuell ist. Ist es vorstellbar, dass ein Feind sich menschlich zeigt? Und wie würde man selbst darauf reagieren. »Panther im Keller« zählt laut Focus und Deutschlandradio zu den »besten 7 Büchern für junge Leser*innen«.

Palästina steht unter britischer Mandatsmacht und die Juden versuchen, ihren eigenen Staat zu gründen. Trotzdem hat Profus sich mit einem englischen Sergeanten angefreundet. Eines Morgens steht an der Hauswand, er sei ein »Verräter«. Das ist so ziemlich der gemeinste Vorwurf für einen Zwölfjährigen, der ganz in der Vorstellung lebt, ein Untergrundkämpfer zu sein. Man nennt ihn Profus, weil er sich wie ein Professor aufführt, immer an Worten hängenbleibt. Seine Liebe zu den Wörtern führt ihn schließlich auch zum Feind, hin zum vermeintlichen Verrat.

Informationen und Anmeldung: Marlen Dettmer, 05231-3080224, dettmer@literaturbuero-owl.de.

Mechthild Großmann, die Schauspielerin mit der unverwechselbaren Stimme, liest aus Amos Oz’ Roman »Der perfekte Frieden«. Der große israelische Autor erzählt darin die Geschichte eines Kibbuz und seiner Bewohner*innen. Es ist eine Geschichte, die er kennt, denn er selbst hat viele Jahre in einer dieser Keimzellen des israelischen Staatswesens gelebt.

Jonathan Lifschitz ist 26, scheinbar glücklich verheiratet und bei den anderen »Kibbuznikim« sehr geschätzt. Und dennoch beschließt er eines Tages, wegzugehen und ein neues Leben zu beginnen. An einem dieser fernen Orte, »an denen alles möglich ist, alles geschehen kann: plötzlicher Erfolg, Liebe, Gefahr, eigenartige Begegnungen.« Doch ganz so einfach ist es nicht. Da ist seine Familie und all die Männer und Frauen mit liebenswert skurrilen Eigenschaften, von denen man sich nicht einfach lösen kann. Als er seinen Plan schließlich in die Tat umsetzt, führt ihn sein Weg nach Petra, zu jener legendären, aus dem Fels herausgeschlagenen Ruinenstadt.

In seinem Roman spürt Amos Oz der Frage nach, was aus der Verwirklichung des Gedankens, jeder gibt nach seinen Möglichkeiten und erhält gemäß seinen Bedürfnissen, geworden ist. Wie lässt sich die Sehnsucht der alten Zionist*innen nach einem Staat, in dem sie frei und sicher leben können, mit der Sehnsucht nach Abenteuer und Freiheit bei den Jüngeren vereinbaren?

»Der perfekte Frieden« ist ein Plädoyer für das Leben, das seinen Sinn dadurch erhält, dass es mutig gelebt wird, und es ist das Porträt einer utopischen Idee und einer Zeit, in der diese Idee von vielen Seiten in Frage gestellt wird.

Bitte beachten Sie, dass in den Museen des LWL die 2G-Regelung gilt. Besucher*innen der »Dorfgeschichten« müssen am Einlass einen entsprechenden Nachweis vorlegen.

Mechthild Großmann, die Schauspielerin mit der unverwechselbaren Stimme, liest aus Amos Oz’ Roman »Der perfekte Frieden«. Der große israelische Autor erzählt darin die Geschichte eines Kibbuz und seiner Bewohner*innen. Es ist eine Geschichte, die er kennt, denn er selbst hat viele Jahre in einer dieser Keimzellen des israelischen Staatswesens gelebt.

Jonathan Lifschitz ist 26, scheinbar glücklich verheiratet und bei den anderen »Kibbuznikim« sehr geschätzt. Und dennoch beschließt er eines Tages, wegzugehen und ein neues Leben zu beginnen. An einem dieser fernen Orte, »an denen alles möglich ist, alles geschehen kann: plötzlicher Erfolg, Liebe, Gefahr, eigenartige Begegnungen.« Doch ganz so einfach ist es nicht. Da ist seine Familie und all die Männer und Frauen mit liebenswert skurrilen Eigenschaften, von denen man sich nicht einfach lösen kann. Als er seinen Plan schließlich in die Tat umsetzt, führt ihn sein Weg nach Petra, zu jener legendären, aus dem Fels herausgeschlagenen Ruinenstadt.

In seinem Roman spürt Amos Oz der Frage nach, was aus der Verwirklichung des Gedankens, jeder gibt nach seinen Möglichkeiten und erhält gemäß seinen Bedürfnissen, geworden ist. Wie lässt sich die Sehnsucht der alten Zionist*innen nach einem Staat, in dem sie frei und sicher leben können, mit der Sehnsucht nach Abenteuer und Freiheit bei den Jüngeren vereinbaren?

»Der perfekte Frieden« ist ein Plädoyer für das Leben, das seinen Sinn dadurch erhält, dass es mutig gelebt wird, und es ist das Porträt einer utopischen Idee und einer Zeit, in der diese Idee von vielen Seiten in Frage gestellt wird.

Bitte beachten Sie, dass in den Museen des LWL die 2G-Regelung gilt. Besucher*innen der »Dorfgeschichten« müssen am Einlass einen entsprechenden Nachweis vorlegen.

Merle Kröger erzählt in ihrem vielstimmigen Thriller »Die Experten« von einem deutschen Wissenschaftler, der in Ägypten Jagdflugzeuge baut, und von einer Familie, die im Nahen Osten zwischen die Fronten der Nachkriegszeit gerät.

Es sind die 1960er Jahre und Ägyptens Präsident Nasser träumt von einer afrikanischen Rüstungsindustrie, und so zieht es deutsche Flugzeugkonstrukteure, Triebwerksbauer und Raketentechniker in großer Zahl nach Ägypten. Rita Hellberg will ihre Eltern in Kairo eigentlich nur besuchen. Doch der Vater, einer der Flugzeugingenieure in Ägyptens Diensten, entscheidet: Die Familie gehört zusammen. Während ihre Mutter sich dem Leben in Kairo verweigert, erkennt Rita bald, dass es für sie keinen besseren Ort geben kann, um ihre eigene Zukunft zu gestalten. Sie lässt sich mitreißen in eine faszinierende Welt im Umbruch und beginnt, im Raketenwerk als Sekretärin zu arbeiten. Erst mit der Zeit wird ihr klar, dass sie mitten in einem Konflikt gelandet ist, in dem mit allen Mitteln um historische und zukünftige, um weltpolitische und regionale Interessen gekämpft wird. Jeder beobachtet jeden, Bomben explodieren, Menschen sterben. Rita Hellberg ist hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu ihrer schwierigen Familie und der Behauptung israelischer Zeitungen, Ägypten arbeite mit deutscher Hilfe an ABC-Waffen.

Auf die dem Buch zugrundeliegende Familiengeschichte stieß die Berliner Autorin und Dokumentarfilmerin Merle Kröger im Nachlass der Eltern einer Freundin. Nach jahrelanger Recherche nahm sie sich für ihren fünften Roman die Freiheit, »in diese spezifische historische Situation hineinzufiktionalisieren«. Entstanden ist ein Thriller, in dem die politisch und moralisch unübersichtliche Geschichte der deutschen Experten in Ägypten, die Intrigen und heimlichen Feindschaften der verschiedenen Mächte nicht bloß den Hintergrund für die individuellen Abenteuer der Protagonist*innen abgeben. Die Geschichte ist selbst vielstimmiger Akteur der Erzählung, und zwar in Gestalt von Zeitungsartikeln, Tagebüchern oder BND-Akten. »Die Experten« ist ein Buch, »das die prekären biografischen wie politischen Umstände der Nachkriegszeit brennend ins Bewusstsein rückt und Gewissheiten infrage stellt. Nicht zuletzt die, wie ein Politthriller geschrieben sein sollte« (Deutschlandfunk Kultur).

Der Schriftsteller Saša Stanišić ist ein Verfasser leuchtender Worte, Sätze und Geschichten. Im Kaiserhof Kino liest er aus seinem 2019 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Buch »Herkunft« und verrät, was für ihn die Faszination von Wolf Haas und dessen tintenschwarzem Humor ausmacht. Der Sprecher und Schauspieler Marc Ben Puch ist mit Auszügen aus Haas’ Kriminalroman »Silentium!« zu hören.

»Herkunft« ist ein Buch über ein Dorf, in dem nur noch dreizehn Menschen leben, ein Land, das es heute nicht mehr gibt, eine zersplitterte Familie, die die von Saša Stanišić ist. Es ist ein Buch über Heimaten, in seiner Erinnerung und seiner Erfindung. Ein Buch über Sprache und Scham, Ankommen und Zurechtkommen, Glück und Tod.

»Herkunft« liest sich wie ein Streifzug durch die Erinnerung: Auf der einen Seite die früheren und heutigen Begegnungen mit der Großmutter in Bosnien, die allmählich dement wird. Auf der anderen Seite das Ankommen in Heidelberg nach der Flucht aus Višegrad, die Utopie an der Aral-Tankstelle und der schulische und universitäre Werdegang mit dem ständigen Wissen, wie fragil und oft zufällig biografische Prägungen sind. Saša Stanišić’ »Fähigkeiten liegen darin, einzelne Momente hervorzuholen und sie fast märchenhaft aufscheinen zu lassen, und es gibt dabei glänzende sprachliche Verschiebungen und poetische Verrücktheiten«, urteilt Deutschlandfunk Kultur.

Saša Stanišić ist ein großer Bewunderer des österreichischen Schriftstellers Wolf Haas. An seinen Romanen, über die er sogar seine Magisterarbeit schrieb, schätzt er insbesondere den überragenden Humor und die wunderbaren Studien bestimmter sozialer Milieus. Marc Ben Puch liest aus Wolf Haas’ mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichneten Roman »Silentium!«. Der vierte Band um den lebensklugen Wiener Privatdetektiv Brenner führt ihn in ein Salzburger Knabeninternat, wo einst im Duschkeller befriedigte und inzwischen vertuschte Lust einen ehrwürdigen Bischofskandidaten um das ersehnte hohe Amt zu bringen droht. 23 Plastiktaschen mit zerstückelten Leichenteilen gefährden gar den Ruf der Festspielstadt.

Rassismus ist nicht nur ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft, sondern gehört für zahlreiche Menschen zum Alltag. Dennenesch Zoudé und Simon Roden lesen Erzählungen von Toni Morrison, Sharon Dodua Otoo und Nana Kwame Adjei-Brenyah und bringen drei sehr unterschiedliche Facetten von Rassismus zu Gehör. Denn es gibt sie schon lange und überall, die vielen Stimmen, die Rassismus – den offensichtlichen und den versteckten – dokumentiert und zu Literatur geformt haben.

Keine andere amerikanische Autorin hat das Thema Rassismus über die Jahrzehnte hin so konsequent und leidenschaftliche beschrieben wie die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison. In ihrer Short Story »Sweetness« schildert sie den Schock, den Sweetness bei der Geburt ihres tiefschwarzen Babys empfindet, denn Mutter und Tochter leben in einem Land und in einer Gesellschaft, in der Schattierungen einer Hautfarbe immer noch über die Zukunft eines Kindes entscheiden. Aber Lula Ann sträubt sich gegen den Gehorsam und die Unterwürfigkeit, die ihre Mutter ihr aus Angst vor rassistischen Angriffen beizubringen versucht.

Ein Seufzen, zwei abgeschreckte Eier, das Blubbern des kochenden Wassers: So beginnt Sharon Dodua Otoos Text »Herr Gröttrup setzt sich hin«, für den sie 2016 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde. Als das wie gewohnt gekochte Frühstücksei überraschenderweise nicht hart, sondern immer noch weich ist, fällt das Ehepaar Gröttrup aus allen Wolken. Was als charmante, unangestrengte Satire über deutschen Alltag und ein renitentes Frühstücksei gelesen werden kann, ist vielmehr ein Versuch der Autorin zu zeigen, welche Auswirkungen Privilegien und weißes Selbstverständnis haben.

Nana Kwame Adjei-Brenyahs gefeierte Stories stilisieren die Mechaniken rassistischen Hasses zu grotesken Dystopien. In »Die Finkelstein Five« kämpft Emmanuel gegen Traumbilder von mit einer Kettensäge enthaupteten schwarzen Kindern, während er in seinen wachen Stunden versucht, seine »Schwarzheit« auf einer Skala von eins bis zehn zu regulieren, um der täglichen Diskriminierung zu entgehen. Nana Kwame Adjei-Brenyah erzählt in schnörkelloser, direkter Sprache und mit grellen Effekten.

Der japanische Kanun-Spieler und Komponist Shingo Masuda umrahmt und akzentuiert die Lesungen. In seinem Spiel vereint der meisterhafte Instrumentalist Kenntnisse der Maqam-Musik aus der arabischen und türkischen Tradition mit Elementen aus anderen Kulturen und sucht den Dialog zwischen Wort und Ton.

Der Ex-Basketballspieler Dirk Nowitzki gehört zu den Legenden eines weltweiten Spiels. Thomas Pletzinger hat ihn über viele Jahre immer wieder getroffen und begleitet. Im Sportzentrum Maspernplatz stellt der Schriftsteller sein Buch »The Great Nowitzki« in Lesung und Gespräch vor und gibt Einblick in die Geschichte der großen und faszinierenden Karriere Nowitzkis.

Dirk Nowitzki hat Basketball grundlegend revolutioniert. Kein deutscher Sportler hat seine Sportart tiefgreifender geprägt. Als Spieler war er ein globaler Superstar, als Mensch zugleich nahbar und schwer zu fassen. Im Frühjahr 2012 reiste Thomas Pletzinger erstmals nach Dallas, um einen Text über den Sportler zu schreiben. Es folgten weitere Artikel, Reisen, Spiele und Trainingseinheiten. »Zahlreiche großartige Gesprächspartner*innen, rätselhafte Figuren und rührende Momente, Geschichten über Geschichten. Vor allem: viele gute Unterhaltungen mit Dirk Nowitzki«, erinnert sich Thomas Pletzinger.

Über einen Zeitraum von sieben Jahren wurde der Autor Teil des Nowitzki-Kosmos. In »The Great Nowitzki« beschreibt er die ungesehene Welt jenseits des Scheinwerferlichts – zwischen Flughäfen, staubigen Turnhallen und Nowitzkis Zuhause in Dallas. Und er stellt ganz persönliche Fragen: Wie fühlt es sich an, ausgepfiffen zu werden? Wie war der Tag nach der Meisterschaft? Was bedeutet ihm Geld? Wem kann er vertrauen? Wie einsam ist ein Superstar? Was beginnt, wenn die Karriere endet?

Aber er nimmt das Phänomen Nowitzki auch aus weiteren Perspektiven in den Blick und sprach mit dem direkten Umfeld, Gegnern und Mitspielern, Fans und Coaches, aber auch mit Soziolog*innen, Ökonominnen und Künstlerinnen. Entstanden ist eine brillante Nahaufnahme des außergewöhnlichen Menschen Nowitzki und zugleich eine meisterhafte literarische Reportage aus der Welt des Profisports – mitreißend, kenntnisreich und mit genauem Blick erzählt.

»All die Stunden in der Halle, all die Niederlagen und Siege, all die Geschichten und Gedanken – es braucht einen Autor wie Thomas Pletzinger, um die richtigen Worte für meine Welt und mein Spiel zu finden. Ich hätte mir keinen besseren wünschen können«, ist auch Dirk Nowitzki überzeugt.

Das Seminar »Bühnenpräsentation« bringt Texte der Teilnehmer*innen des Creativ-Writing-Seminars »Schreibatelier«, das im Frühjahr/Sommer 2021 stattgefunden hat, auf die Bühne.

Worauf muss ich achten, wenn ich eine Live-Lesung realisieren möchte? Was macht ein gutes Veranstaltungskonzept aus? Und wie kann ich die Veranstaltung bewerben? Diesen und weiteren Fragen rund um das Thema Veranstaltungsmanagement gehen Christin Harpering und Charlotte Tappmeier (Mitarbeiterinnen des Literaturbüros OWL) gemeinsam mit Studierenden der Universität Paderborn nach.

Um das entstandene Konzept umsetzen zu können, muss für jedes Projekt erst die Finanzierung gesichert werden. Den Studierenden wird im zweiten Schritt gezeigt, wie Kosten- und Finanzierungspläne erstellt und Fördermittel beantragt werden. Mit welchen Ausgaben und Einnahmen kann gerechnet werden? Wie funktioniert die Fördermittelakquise? Zudem wird der Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit besprochen und schließlich ganz praktisch gefragt, worauf bei der Veranstaltungsorganisation geachtet werden muss.

So erlernen die Studierenden auf Grundlage ihrer eigenen Ideen, welche Vorarbeit geleistet werden muss, um eine Veranstaltung im Literaturbetrieb erfolgreich zu realisieren und erhalten einen spannenden Einblick in die praktische Arbeit des Veranstaltungsmanagements des Literaturbüros OWL. Sofern es die Pandemie zulässt, soll eine Exkursion in das Literaturbüro OWL in Detmold Teil des Seminars sein. Ziel ist es, dass die Studierenden eine Live Veranstaltungen realisieren – je nach aktueller Situation, als Präsenz- oder Online-Lesung. Das Seminar hat mit einer konstituierenden Sitzung am 22. Oktober 2021 begonnen und mit drei Blockterminen (29.10.2021, 10.12.2021, 21.01.2022) fortgesetzt.

Das Seminar ist eine geschlossene Veranstaltung für Studierende der Universität Paderborn.

Wir optimieren unsere Webseite mit Cookies

Diese Webseite verwendet Tools und Funktionen, die unter Umständen Cookies im Browser Ihres Gerätes speichern. Nähere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

  • Standard
    Wesentliche Services und Funktionen
  • Komfort
    Ermöglicht Komfortfunktionen dieser Webseite (beispielsweise die Darstellung von Videoinhalten (Youtube, Vimeo) oder die Ortung durch Google Maps)
  • Performance
    Zur Optimierung des Usererlebnisses durch die Erfassung und Auswertung des Besuchsverhaltens.
  • Marketing
    Einsatz von Tools und Diensten zur Erfolgsmessung von Marketing-Maßnahmen und / oder Werbung.